Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

MuK-Studierende bei der Arbeit

Weiteres

Login für Redakteure

HALMA. Hallische Medienarbeiten 2

Karin Wehn
Die deutschen Synchronisation(en) von Magnum, P.I. Rahmenbedingungen, serienspezifische Übersetzungsprobleme und Unterschiede zwischen Original- und Synchronfassungen

Gesamte Arbeit lesen (Format: PDF)
halma2.pdf (externe Datei)

Zusammenfassung

Die aus 161 Folgen bestehende US-amerikanische Fernsehserie Magnum, P.I. gehört zu den seltenen Fällen, daß ein Film oder eine Fernsehserie mehrfach synchronisiert worden ist. Dieser Beitrag geht drei Fragen nach: Er fragt nach Gründen und Rahmenbedingungen der Neusynchronisation (durch den privaten Sender RTL). Besondere Anforderungen für die Synchronisation entstehen bei der Sprecherbesetzung, da für die Zuschauer eine starke Identifikation zwischen der Figur des Thomas Magnum und Norbert Langer, dem Magnum-Sprecher aus der ARD-Synchronfassung, stattgefunden hat.

Zweitens werden Übersetzungsprobleme aufgezeigt, die aus den formalen und inhaltlichen Besonderheiten der Serie resultieren. Magnum ist das Paradebeispiel einer "cumulative narrative", d.h. einer Mischform zwischen einer episodischen Serie und einer langlaufenden Serie ohne abgeschlossene Folgen. Das spiegelt sich in der Serie durch die Entwicklung der Charaktere, ein hohes Maß an Intertextualität und zahlreiche Anspielungen auf Vorhergegangenes wieder. Die a-chronologische Ausstrahlung und Synchronisation der einzelnen Episoden führt in den Synchronfassungen dazu, daß Anspielungen nicht als solche erkannt und Beziehungen zwischen Charakteren falsch eingeschätzt wurden.

Drittens werden die Folgen, von denen bereits zwei Synchronfassungen vorliegen, einem (vorläufigen) Vergleich unterzogen. Es zeigen sich bereits jetzt erhebliche Unterschiede zwischen beiden Synchronfassungen. Die RTL-Synchronfassung wird gegenüber dem Original mit ungewöhnlichen Idiomen, aktuellen Anspielungen, Gewalt und Sexualität angereichert. Die ARD-Synchronfassung ist eng am Original gehalten, abgesehen von den schwerwiegenden Veränderungen an der Folge Never again, in der aus Nazis im Original palästinensische Spione werden, da dort ein deutsches Tabuthema berührt wird.

Der Artikel schließt mit einigen Empfehlungen für Seriensynchronisationen.

Abstract

The long-lasting US-american television series Magnum, P.I. is one of the rare cases that a film or a series has been dubbed twice. This article deals with the following: Firstly, reasons and contextual factors of the new dubbed version (produced by the commercial channel RTL) are provided. High demands result from the fact that for the German audience a strong identification between the character Thomas Magnum and his German voice from the first dubbed version (produced by the ARD) has taken place.

Secondly, some translation problems which are a consequence of the formal pecularities and the content of the series are discussed. Magnum is a prime example for a "cumulative narrative", that is a mixture between a self-contained and an open-ended series. In the series, this is reflected in the development of the characters, a high level of intertextuality and numerous allusions to events in the fictional past. Both unchronological broadcasting and dubbing of the series result in a number of translation errors, allusions, that were not recognized as such and misjudgements of relations between characters.

Thirdly, a (preliminary) comparison is undertaken between the two dubbed versions. Even now, there are considerable differences between the two dubbed versions. Compared to the original version the version of RTL is enriched with a number of unusual idioms, actual allusions, violence and sex. The version of ARD is very faithful to the original, apart from the serious changes of the episode Never again, in which the Nazis of the original version are changed to Palestinian spies in the dubbed version of ARD, as a German taboo-topic has been touched upon.

The article concludes with some recommendations to the practice of dubbing televisions series.

Inhalt

1 Einführung
2 Synchronisation und ihre spezifischen Anforderungen
2.1 Lippensynchronität
2.2 Gesten- und Nukleussynchronität
2.3 Stimmenbesetzung
3 Analyse der Rahmenbedingungen bei Magnum
3.1 Innere Rahmenbedingungen: Inhalt, Form und Ausstrahlungsmodus von Magnum
3.1.1 Magnum: Die Serie
3.1.2 Ausstrahlungsmodus
3.2 Äußere Rahmenbedingungen
3.2.1 Anlaß und Funktionen der Neu-Synchronisation von Magnum durch RTL
3.2.2 Rolle der ARD-Synchronisation für die RTL-Synchronisation von Magnum
3.2.3 Realisierung
4 Aus der Serialität resultierende Übersetzungsprobleme
4.1 Anredeformen
4.2 Standardsätze
4.3 Übersetzungsfehler
4.4 Wortspiele
5 Unterschiede zwischen beiden Synchronfassungen
5.1 Anreicherungen der Dialoge
5.2 Inhaltliche Veränderungen im Text durch Schnitte
5.3 Veränderung wegen Tabuthemen
5.3.1 Elimierung deutscher Nazi-Vergangenheit
5.3.2 Vietnam
6 Schlußbetrachtung und Ausblick
7 Literaturverzeichnis
8 Verzeichnis des verwendeten Beispielmaterials

Zum Seitenanfang